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Letter from the CIO - Mai 2025
Die ersten 100 Tage von Trumps neuer Amtszeit brachten neue Marktvolatilität und politische Unsicherheit – eine echte Belastungsprobe für das Anlegervertrauen.
Die ersten hundert Tage der Präsidentschaft von Donald Trump waren von einem Ausmass an politischer und wirtschaftlicher Instabilität geprägt, wie es in dieser Phase einer US-Regierung selten vorkommt. Einer der wichtigsten Wendepunkte kam am 2. April, dem sogenannten „Tag der Befreiung“, mit der Ankündigung neuer Zölle, die das strukturelle Handelsdefizit der Vereinigten Staaten gegenüber ihren ausländischen Partnern verringern sollen. Diese entscheidende protektionistische Wende liess die Spannungen auf den Finanzmärkten wieder aufleben und führte zu einem starken Anstieg der Volatilität. Angesichts dieser Massnahmen, deren Auswirkungen auf den Welthandel und das Wirtschaftswachstum ungewiss bleiben, haben die Anleger Mühe, ihre Erwartungen anzupassen, zumal sich die politische Ausrichtung Washingtons fast täglich zu ändern scheint. Nach 100 Tagen im Amt hat Donald Trump für einen neu gewählten Präsidenten eine rekordverdächtig niedrige Zustimmungsrate: 53 % der Amerikaner missbilligen seine Leistung, 44 % stimmen ihm zu, so der Umfrage-Durchschnitt der New York Times. Das Klima des Misstrauens hat sich in den vergangenen Wochen weiter verschärft, da der Präsident zunehmend einseitige Entscheidungen trifft. Bereits 140 Durchführungsverordnungen hat er unterzeichnet – so viele wie noch nie seit der Einführung des Bundesregisters in den 1930er-Jahren. Die Finanzmärkte reagierten heftig auf die jüngsten Entwicklungen.
Der US-Markt, der bereits zu Beginn des Jahres verunsichert war, weitete seine Korrektur nach den Ankündigungen des „Befreiungstages“ aus, obwohl die wirtschaftlichen Fundamentaldaten nach wie vor solide sind. Die Entscheidung durch das Weisse Haus die Zölle um 90 Tage auszusetzen, trug jedoch zur Schadensbegrenzung bei. Der S&P 500 beendete den April mit einem Minus von 0,68 %, während der Nasdaq, in dem viele Technologiewerte vertreten sind, um 0,88 % zulegte. Dennoch liegt der Nasdaq seit Jahresbeginn immer noch fast 10 % im Minus. In Europa hielten sich die Märkte in der zweiten Monatshälfte besser. Der Eurostoxx-Index verzeichnete einen leichten Rückgang von 0,5 %, liegt aber seit Januar immer noch 6,5 % im Plus. Der deutsche DAX stach im April mit einem Plus von 1,5 % hervor. Im Gegensatz dazu hatte der Schweizer SMI-Index zu kämpfen und fiel um 2,5 %. Die Ungewissheit über die US-Zollpolitik, insbesondere im Pharmasektor, belastete die wichtigsten Komponenten des Index: Roche und Novartis fielen im Monatsverlauf um 7,3 % bzw. 4,1 %. Die Schwellenmärkte reagierten unterschiedlich auf die Ankündigungen aus Washington. China, das im Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten an vorderster Front steht, wurde besonders hart getroffen, und der Hang Seng Index fiel im April um 4 %. Im Gegensatz dazu zeigten sich die lateinamerikanischen Länder, die weniger direkt betroffen sind, widerstandsfähiger. Der brasilianische Bovespa-Index überzeugte mit einem bemerkenswerten Anstieg von 3,7 % im Laufe des Monats.
Der Anleihemarkt hat sich in dieser Phase erhöhter Volatilität erstaunlich gut entwickelt. Die Entkopplung der Staatsanleihe-Renditekurven von den Aktienmärkten funktionierte im April gut und bot einen Puffer für diversifizierte Portfolios. Auch die Unternehmensanleihen – einschliesslich Hochzinsanleihen – erwiesen sich als bemerkenswert widerstandsfähig, und schlossen den Monat im positiven Bereich ab. Gold übernahm in diesem unsicheren Umfeld weiterhin die Rolle eines sicheren Hafens und beendete den April mit einem Plus von 5,3%.
Quelle: Bloomberg / Banque Heritage
Der Ölpreis hingegen litt unter den zunehmenden Sorgen um das globale Wachstum und fiel im Verlauf des Monats um 18 %. Schliesslich setzte der US-Dollar seine Talfahrt fort und verlor über 4 % gegenüber dem Euro sowie 6,5 % gegenüber dem Schweizer Franken.
Die wiederholten Kehrtwendungen des Präsidenten haben deutlich gemacht, dass ein rein transaktionaler Ansatz letztlich an seine Grenzen stösst. Sowohl die Aktienmärkte als auch die US-Renditekurven besitzen die Gabe, politische Entscheidungen mitzugestalten. Trotz der aktuell deutlich höheren Marktvolatilität im Vergleich zu den Vorjahren gelingt es den Anlegern zunehmend, das politische Rauschen auszublenden und sich auf die Fundamentaldaten zu konzentrieren. Diese bleiben weiterhin die zentrale Richtschnur für rationale Anlageentscheidungen und haben den jüngsten Aufschwung an den Märkten massgeblich unterstützt.
Im ersten Quartal 2025 übertrafen fast 76 % der S&P-500-Unternehmen die Gewinnerwartungen – insbesondere dank der starken Performance im Technologie- und Gesundheitssektor. Microsoft (+13 % Umsatz, +18 % Nettogewinn) und Apple (124,3 Mrd. USD Umsatz, +4 %) trugen dank ihres Cloud- und Dienstleistungsgeschäfts entscheidend dazu bei. Die soliden Ergebnisse im Gesundheitssektor unterstrichen zudem dessen defensive Attraktivität.
Demgegenüber bekam der Sektor der erneuerbaren Energien den Rückgang der US-Klimaversprechen zu spüren. Tesla verzeichnete in Deutschland einen Umsatzrückgang von 46 %, was die operative Marge auf lediglich 2 % sinken liess. Trotz anhaltender Schwäche bei Rohstoffen und verbrauchernahen Branchen verlieh die starke Gewinndynamik grosser Unternehmen den wichtigsten Aktienindizes zuletzt eine deutliche V-förmige Erholung – nach der steilen Korrektur zu Beginn des Aprils. Auf makroökonomischer Ebene üben die anhaltenden Unsicherheiten rund um die Umsetzung der US-Zölle und die Einwanderungspolitik weiterhin Abwärtsdruck auf die Wirtschaft aus. Diese wirken sich auf Inflation, Beschäftigung und Wachstum aus. Die jüngsten Konjunkturdaten deuten darauf hin, dass die US-Wirtschaft nach wie vor robust und widerstandsfähig ist – auch wenn erste Anzeichen einer Verlangsamung erkennbar sind. So schrumpfte das BIP im ersten Quartal 2025 um 0,3 %, nachdem im vierten Quartal 2024 noch ein Wachstum von 2,4 % verzeichnet worden war. Dieser Rückgang ist allerdings mit Vorsicht zu interpretieren, da er vor allem auf einen Anstieg der Importe im Vorfeld der erwarteten Einführung neuer Zölle zurückzuführen ist. Ein klareres Bild des zugrunde liegenden Trends dürfte mit den Daten zum zweiten Quartal entstehen.
Quelle: Bloomberg / Banque Heritage
Der Arbeitsmarkt bleibt weiterhin robust. Die Arbeitslosenquote blieb konstant bei 4,2 %, und der private Sektor hat seit Jahresbeginn monatlich über 140.000 neue Stellen geschaffen. Dennoch gibt es erste Anzeichen für eine leichte Abschwächung gegenüber dem Wachstum im Jahr 2024. Die Inflation ist zwar weiterhin erhöht, doch deuten die jüngsten Daten auf eine beginnende Stabilisierung hin. Im März sank der Verbraucherpreisindex (VPI) um 0,1 %, wodurch die Jahresinflationsrate von 2,8 % im Februar auf 2,4 % zurückging. Die Auswirkungen der aktuellen Zollpolitik, die derzeit zwischen den Vereinigten Staaten und ihren internationalen Partnern verhandelt wird, bleiben jedoch schwer einzuschätzen. Diese Unsicherheit veranlasste die US-Notenbank zu einer abwartenden Haltung: In ihrer Sitzung der vergangenen Woche liess sie den Leitzins unverändert. Fed-Vorsitzender Jerome Powell verwies in seinen Erläuterungen auf die zunehmenden Risiken für Inflation und Beschäftigung und rechtfertigte damit den vorsichtigen Kurs der Zentralbank.
Die jüngste Verbesserung der Fundamentaldaten sowie das Nachlassen bestimmter geopolitischer Spannungen – insbesondere in den USA und im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine – führten zuletzt zu einer Erholung an den Aktienmärkten. Dennoch ist Vorsicht geboten. Das globale Umfeld bleibt von erheblichen Unsicherheiten geprägt: die Verlangsamung des weltweiten Wachstums, die anhaltend restriktive Geldpolitik der Federal Reserve, die politische Instabilität in den USA sowie die wachsenden Spannungen zwischen Indien und Pakistan. Diese Faktoren sprechen für ein vorsichtiges Vorgehen und gegen eine signifikante Umschichtung in risikoreichere Anlagen.
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